26. Februar 2018
Betroffene von häuslicher und sexueller Gewalt – Frauen wie auch Männer – stehen nach der Gewalterfahrung unter dem Druck zeitnah eine Entscheidung zu fällen, ob sie direkt Anzeige erstatten oder nicht. Scham, Hemmschwellen, Angst und die mögliche enge Verbundenheit zum Täter erschweren den Schritt, die Tat sofort anzuzeigen. Für ein späteres Gerichtsverfahren sind jedoch fachkundig dokumentierte Spuren und Befunde wichtig. Dies ermöglicht ab sofort die Kooperation des Diakonieklinikums mit dem Netzwerk ProBeweis. „Dieses Netzwerk zu unterstützen und Opfern von häuslicher Gewalt und Sexualdelikten damit Hilfe direkt hier vor Ort anzubieten ist uns ein großes Anliegen“, erläutert Pastor Matthias Richter, Theologischer Direktor am Diakonieklinikum. Er hat gemeinsam mit der Krankenhausbetriebsleitung des Diakonieklinikums die Zusammenarbeit mit ProBeweis auf den Weg gebracht.
Betroffene, die nach einem solchen Vorfall zur Behandlung in das Diakonieklinikum kommen, haben nun zusätzlich die Möglichkeit, kostenfrei, verfahrensunabhängig und in vertrauensvoller Umgebung nach einem standardisierten Verfahren Spuren und Beweise sichern zu lassen, bevor diese verfallen. Dabei unterliegen die fachlich geschulten Ärzte der Schweigepflicht. Diese professionelle Spurensicherung ist unabhängig von einer Strafanzeige bei der Polizei. Aufgenommene Beweise gehen direkt an die MHH und sind bei einer späteren Anzeige gerichtssicher.
Regelmäßige rechtsmedizinische Schulungen durch Prof. Dr. med. Anette Debertin und ihr Team vom Institut für Rechtsmedizin gewährleisten Handlungssicherheit für die Mediziner in der gerichtsfesten Dokumentation und Spurensicherung. „Mit dem Netzwerk ProBeweis schließen wir eine Lücke in der Opferversorgung. Wir helfen Gewaltopfern Beweise gerichtsfest zu sichern und ihr Recht auf ein gewaltfreies Leben durchzusetzen“, erläutert Prof. Debertin die Arbeit des Netzwerks.
Derzeit schult das Diakonieklinikum rund 20 Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegefachkräfte – insbesondere aus den Bereichen der Notfallmedizin, Gynäkologie und Unfallchirurgie.
Das Netzwerk ProBeweis wird vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gefördert.
Weitere Informationen und Kontakt zum Netzwerk ProBeweis unter www.probeweis.de und T (0511) 532 45 99.