25. Februar 2015
Welche Ursachen sind bekannt?
Ursache und Voraussetzung für diese Erkrankung ist eine Nervenschädigung (Polyneuropathie). Diese kann bei über Jahre schlecht eingestelltem Diabetes und / oder chronisch übermäßigem Alkoholgenuss auftreten. Da das Fußgewölbe bei Überlastung nicht schmerzt, spüren die Patienten die Überlastung nicht und laufen weiter. Insbesondere bei übergewichtigen Patienten kommt es zu spontanen kleinsten Verletzungen an Knochen und Gelenken. Die daraus folgende Entzündungsreaktion steigert den Abbau von Knochensubstanz. Weitere mechanische Überlastung erzeugt weitere Knochenbrüche und Fußdeformierungen.
Da sich die Polyneuropathie (PNP) strumpfförmig von den Zehen aufwärts entwickelt, ist meistens der Vor- oder Mittelfuß beteiligt. In selteneren Fällen kann aber auch der Rückfuß oder sogar der untere Unterschenkelbereich betroffen sein. Wenn die Erkrankung nicht durch absolute Druckentlastung gestoppt wird, entstehen teilweise groteske Fußdeformierungen. Das Fußgewölbe bricht ein, es entstehen massive Knochenverschiebungen und letztlich eine komplett zerstörte Fußarchitektur mit einem sogenannten „Tintenlöscherfuß“. Dieser ist auch nach Abflauen der akuten Entzündung kaum noch ausreichend mit orthopädischen Maßstiefeln zu versorgen und muss dann häufig operativ korrigiert werden.
Symptome
Typisch für den Beginn dieser Erkrankung ist eine trotz Polyneuropathie (PNP) oft schmerzhafte plötzliche Formveränderung des Fußes. Er schwillt an, ist gerötet und die Temperatur erhöht sich um einige Grad Celsius, ohne dass eine äußere Wunde oder bakterielle Entzündung besteht. Beim Röntgen zeigen sich im weiteren Verlauf oder sofort typische Knochenbrüche und bei wiederholten Krankheitsschüben auch degenerative Gelenksveränderungen.
Wie erfolgt die Diagnosestellung?
Eine sichere Diagnose kann nur bei einer Magnetresonanztomographie gestellt werden. Dann sind Reizflüssigkeiten als Reaktion auf die Überlastung und die kleinsten Knochenverletzungen innerhalb der Fußknochen deutlich erkennbar.
Welche Therapien werden empfohlen?
Um weiteren Schaden zu vermeiden, muss das Fußgewölbe sofort entlastet werden. Dazu werden spezielle Halteschalen (Orthesen) wie bei einem komplizierten Knochenbruch verordnet. In ausgeprägten Fällen erfolgt die stationäre Aufnahme zur akuten Druckentlastung mit eingeschränkter Bettruhe, Lymphdrainage und Mobilisierung zunächst nur im Rollstuhl. Die Entlastung muss solange eingehalten werden, bis die Temperaturunterschiede zwischen linkem und rechtem Fuß ausgeglichen sind.
Lymphdrainage und Kompressionsstrümpfe können die Abschwellung unterstützen. Dann kann Maß genommen werden und können hohe orthopädische Maßstiefel mit Spezialzurichtung (individuelle Entlastungseinlagen nach unbelastetem Fußabdruck, eingesteifter Sohle und Mittelfußrolle) gefertigt werden. Diese sollen den Druck möglichst gleichmäßig auf die Fußsohle und den Fuß verteilen. Mit diesen hohen Maßstiefeln kann dann nach einem Sicherheitsabstand von mindestens zwei weiteren Wochen die Belastung unter Kontrolle der Fußtemperatur wieder gesteigert werden. Im Durchschnitt benötigt man sechs Monate, bis die Akutphase beendet ist und die Aufbelastung wieder beginnen kann. Wichtig für den weiteren Verlauf ist die optimale Druckverteilung durch Tragen von Spezialstiefeln in jeder Lebenslage (Sommer-, Winter- und Haus-Stiefel).
Autor:
Dr. Jürgen Wernecke, Chefarzt Diabetologie/Geriatrie, AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM HAMBURG