In Rotenburg gerettet: Domingos aus Angola

03. September 2025

Lions helfen mit Großspende. Nur so kann Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten geholfen werden.

Die nächste Anfrage ist bereits eingegangen: „80 Kinder aus Afghanistan“, sagt Professor Prof. Max Daniel Kauther, der sich im Agaplesion Diakonieklinikum in Rotenburg für die Behandlung von Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten in einem sogenannten „Freibett“ einsetzt. „Eines dieser Kinder möchten wir zum Jahresende sehr gern aufnehmen können“, sagt der Leiter der Orthopädie und Unfallchirurgie am Diakonieklinikum und betont: „Das ist nur mit Spendenmitteln möglich.“ Daher bedanken er und sein Team sich herzlich beim Lions Club Rotenburg Wümme, der den „Freibettfonds“ des Diakonieklinikums anlässlich seines 60-jährigen Bestehens mit 5000 € unterstützt.

Angefragt wird das Diakonieklinikum vom Friedensdorf International e.V. regelmäßig aufgrund einer heute in Kliniken selten gewordenen Fachrichtung: Der Kinderorthopädie. „Das ist bei uns etwas wirklich Besonderes“, betont der Chefarzt; selbst an Universitätskliniken fehle das Fach immer wieder.

Die auf Kinder spezialisierte Orthopädin in seinem Team ist Beate Schnuck, Abteilungsleiterin der Kinderorthopädie. Ihr Bericht von Domingos, einem elfjährigen Jungen aus Angola beschreibt die kaum vorstellbare Not eines Kindes, das in seinem Heimatland wegen der Armut der Eltern und dem Fehlen geeigneter medizinischer Angebote keine Aussicht auf Heilung gehabt hätte: „Domingos kam vor einem guten Jahr aus Friedendorf in Nordrhein-Westphalen mit einer lebensbedrohlichen Knochenentzündung zu uns. Er war mit einer schweren Form der Spina Bifida geboren worden, die in armen Ländern häufig auf Mangelernährung in der frühen Schwangerschaft zurückzuführen ist. Folge dieser Fehlbildung von Wirbelsäule und Rückenmark waren sogenannte Klumpfüße, die unbehandelt blieben. Der Junge konnte daher nur Kriechen. Und das zog offene Hautwunden nach sich, über die Bakterien eindrangen und zu einer schweren Knochenentzündung führten.“

Domingos wurde über ein Jahr lang in Rotenburg behandelt; seit Juli ist er wieder im Friedendorf, der Einrichtung, die die Kinder über ein Netzwerk in ihren Heimatländern nach strengen Kriterien auswählt, zunächst selbst aufnimmt und dann in Kliniken in ganz Europa vermittelt. „Wir werden sehr gern gefragt, da wir auch eine Kinderklinik haben“, auf der Domingos während seiner mehrmaligen Behandlungsphasen in Rotenburg immer wieder lag. „Auch das ist etwas Besonderes; die Rotenburger Kinderklinik ist die einzige zwischen Bremen und Hamburg“, sagt Schnuck: „Es ist die große Breite unserer medizinischen Angebote, die uns für diese Hilfe prädestiniert. Es kann sein, dass neben der Intensivmedizin auch die Kliniken für Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen, Plastische Chirurgie oder ein Kieferchirurg eingebunden werden muss. Auch Verbrennungen hatten wir schon und Kinder, die auf Minen getreten sind.“

Es ist dieses schwere Leiden, das das gesamte Team berührt. „Die Schwestern kümmern sich intensiv um diese Kinder, die ja ganz allein hier sind und fast immer unter Heimweh leiden“, erzählt die Ärztin. Eine ganz große Hilfe ist dabei auch Torsten Veller, der die Kinder ehrenamtlich unterstützt. „Das ist ganz enorm, wie viel Zeit Herr Veller hier verbringt, um mit den Kindern zu spielen oder vorzulesen. Die Kinder lernen schon in Friedensdorf ein bisschen Deutsch und wir kommunizieren dann auch mit Händen und Füßen“, schmunzelt Beate Schnuck. Domingos beschreibt die Ärztin als einen sympathischen Jungen, der eher zurückhaltend und introvertiert sei.

Ausgeprägte Klumpfüße: Das ist etwas, was es in Deutschland so gut wie gar nicht mehr gibt. „Werden Kinder mit Klumpfüßen geboren, so wird dies sehr schnell operativ korrigiert“, erzählt die Spezialistin, die ursprünglich Kinderärztin hatte werden wollen. Ein Aufenthalt in den USA brachte die Entscheidung für die Kinderorthopädie. „Das ist eine sehr erfüllende Aufgabe“, sagt die Medizinerin, deren Weg über Stationen in Hamburg, Essen und Ulm 2012 nach Rotenburg führte.

„Kinder aus Deutschland behandeln und begleiten wir oft über viele Jahre und erleben dabei ihre Entwicklung. Dabei sehen wir sehr gute Behandlungserfolge, beispielsweise bei Fehlstellungen von Hüften oder Füßen.“ Die Kinderorthopädie unterscheide sich stark von der Erwachsenenorthopädie, „da Kinder wachsen“. Bei Kindern müssten in unterschiedlichen Altersphasen Besonderheiten des Bewegungsapparates berücksichtigt werden. „Beispielsweise sind X-Beine zwischen zwei und sieben Jahren normal, mit zwölf Jahren aber nicht mehr. Abweichungen vom Normalen können im Kleinkindalter anders toleriert werden als im jugendlichen Alter, weil noch viel Wachstumspotenzial besteht“, so die Fachärztin. Das Gute: Wunden verheilten bei Kindern viel schneller, es gäbe weniger Komplikationen und vor allem: „Kinder sind immer motiviert, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Sie wollen wieder spielen. Sie sind einfach voller Lebensfreude – das zu erleben, ist für mich ein großes Glück.“

Die Behandlung eines Kindes wie Domingos – mit mehreren Operationen – kann viele Tausend Euro kosten. „Wir als Klinikum steuern die Personalkosten bei“, sagt Chefarzt Prof. Kauther, der darüber sehr froh ist. „Die Implantate, Prothesen, Medikamenten oder medizinischen Hilfsmitteln werden durch die Spenden an den Freibettfonds finanziert.“ Weitere Spenden für Kinder in diesen schweren Notsituationen werden dringend gebraucht. Ansprechpartnerin im Diakonieklinikum ist Silke Sackmann, 04261/77 - 2111. Spendenkonto: Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg, IBAN: DE13 3702 0500 0004 6123 45, Stichwort: Freibettfonds.

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Das AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM ROTENBURG gemeinnützige GmbH ist das größte konfessionelle Krankenhaus in Niedersachsen und akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg. Als Maximalversorger mit rund 215.000 Patientenkontakten im Jahr bietet es nahezu das gesamte Spektrum moderner Krankenhausmedizin. Die fortschrittliche Hochleistungsmedizin und die professionelle Pflege mit ihren christlichen Wurzeln zeichnen das Haus aus. Das Diakonieklinikum ist zertifiziertes „Überregionales Traumazentrum“ zur Behandlung von Schwerverletzten, zertifiziertes Endoprothetik- und Gefäßzentrum sowie Epilepsiezentrum und Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit Behinderung. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Onkologie. Das Brustkrebszentrum sowie das Viszeralonkologische Zentrum mit der Ausrichtung Darmkrebszentrum und Magenkrebszentrum sind von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Die Chest Pain Unit ist von der deutschen Gesellschaft für Kardiologie zertifizierter Bestandteil der Klinik für Kardiologie. Zum Diakonieklinikum gehören ein Reha-Zentrum und verschiedene Dienstleistungsbetriebe. Insgesamt arbeiten hier rund 2.400 Menschen. Das Rotenburger Krankenhaus bildet in unterschiedlichen Berufsbildern aus, z.B. Pflegefachkräfte in der vom Haus mitgetragenen „Berufsbildende Schulen der Diakonie Rotenburg gGmbH“. Eine Vielzahl sozialer Projekte charakterisieren das Diakonieklinikum ebenfalls: Klinikclowns, die Versorgung von Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten und der Sozialfonds.

Seit 2012 hält die AGAPLESION gemeinnützige Aktiengesellschaft mit 60 Prozent die Mehrheit der Gesellschafteranteile; der Ev.-luth. Diakonissen-Mutterhaus Rotenburg e.V. hält 40 Prozent.

Die AGAPLESION gemeinnützige Aktiengesellschaft wurde 2002 in Frankfurt am Main von christlichen Unternehmen gegründet, um vorwiegend christliche Gesundheitseinrichtungen in einer anspruchsvollen Wirtschafts- und Wettbewerbssituation zu stärken.

Zu AGAPLESION gehören bundesweit mehr als 100 Einrichtungen, darunter 20 Krankenhausstandorte mit 6.033 Betten, 40 Wohn- und Pflegeeinrichtungen mit 3.673 Pflegeplätzen, sieben Hospize, 29 Medizinische Versorgungszentren, sieben Ambulante Pflegedienste und eine Fortbildungsakademie. Darüber hinaus bildet AGAPLESION an 14 Standorten im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege aus. 22.000 Mitarbeiter sorgen für ganzheitliche Medizin und Pflege nach anerkannten Qualitätsstandards. Pro Jahr werden rund eine Million Patienten versorgt. Die Umsatzerlöse aller Einrichtungen inklusive der Beteiligungen betragen 1,8 Milliarden Euro.

Die alleinigen Aktionäre der AGAPLESION gAG sind verschiedene traditionsreiche Diakoniewerke und Kirchen. Auch durch diese Aktionäre ist die AGAPLESION gAG fest in der Diakonie verwurzelt und setzt das Wohl ihrer Patienten, Bewohner sowie Mitarbeiter als Maßstab für ihr Handeln.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.agaplesion.de.


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Kinderorthopädin Beate Schnuck und Chefarzt Prof. Max Daniel Kauther mit Modellen von Klumpfüßen: Hier in Deutschland gibt es sie kaum noch.