Sicher und gut versorgt während der Geburt trotz Corona-Pandemie

11. Mai 2021

Werdenden Müttern und ihren Familien ist neben der optimalen medizinischen Versorgung auch die Sicherheit während der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett besonders wichtig – gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Pandemie. Daher hat unsere Expertin Dr. med. Hiltrud Nevoigt, Oberärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am AGAPLESION ALLGEMEINEN KRANKENHAUS HAGEN, die wichtigsten Fragen rund um das Thema beantwortet.

Welche Auswirkungen hat das Coronavirus auf eine Geburt in der Klinik? 

Auf die Art der Entbindung hat das Coronavirus  in der Regel keinen Einfluss. Darüber entscheiden bei uns nach wie vor die Eltern ganz individuell im Gespräch mit unseren Fachärzten.

Darf mich eine Person bei der Geburt begleiten? 

Selbstverständlich! Sie dürfen zur Geburt eine Begleitperson, möglichst aus dem gleichen Haushalt, mit in den Kreißsaal bringen. Diese kann aber nicht wechseln, muss gesund sein und die bestehenden Hygieneregeln beachten.

Besteht in medizinischen Einrichtungen eine Mundnasenschutzpflicht?

Ja, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, sind alle Menschen, die medizinische Einrichtungen betreten, verpflichtet, einen Mundnasenschutz zu tragen. Dies betrifft sowohl Mitarbeitende als auch Patientinnen und Patienten. 

Im Kreißsaal muss Ihre Begleitung ebenfalls dauerhaft einen Mundnasenschutz tragen. Während der Geburt können Sie als Gebärende diesen aber abnehmen, damit die Atmung vereinfacht wird. Nur bei einer Coronavirus-Infektion oder einem Verdacht ist das leider nicht möglich.

Besteht die Möglichkeit einer ambulanten Geburt?

Ja, eine ambulante Geburt ist bei einem komplikationslosen Schwangerschafts- und Geburtsverlauf möglich. Nach der Geburt bleiben Sie circa vier bis sechs Stunden zur Überwachung mit Ihrem Neugeborenen bei uns. Bei einem unauffälligen Verlauf dürfen Sie dann gemeinsam als Familie nach Hause gehen.
Sinnvoll ist es, wenn zu Hause alles gut vorbereitet und bereits Termine mit dem Kinderarzt und ggf. mit der betreuenden Hebamme vereinbart haben. Gerne besprechen wir die Einzelheiten und Besonderheiten der ambulanten Geburt mit Ihnen bei der Geburtsplanung oder Anmeldung zur Geburt.

Können sich auch Babys während der Schwangerschaft infizieren? 

Beruhigend zu wissen ist, dass Säuglinge nicht zur Corona-Risikogruppe gehören. Allerdings können auch sie sich mit dem Virus infizieren. Sie haben jedoch in den meisten Fällen einen asymptomatischen oder leichten Verlauf. Der Anteil der Neugeborenen, die sich über die Mutter mit Corona infizierten, betrug in der britischen Studie lediglich 2 Prozent und in der US-Studie 1,8 Prozent. 

Auch eine Coronavirus-Infektion der werdenden Mutter während Schwangerschaft gefährdet das Leben des Kindes nicht, laut der aktuellen Studienlage. 

Was passiert nach der Geburt? 

Ist das Kind geboren, darf es bei der Mutter bleiben. 

Falls sie mit dem Coronavirus infiziert ist, wird der Säugling auf das Virus getestet und genau beobachtet. Außerdem gelten besondere Hygiene-Regeln, damit sich das Baby nicht ansteckt. Dennoch ist der Haut-zu-Haut Kontakt zwischen Mutter und Kind wichtig. Hier heißt es: Streicheln – Ja, Küssen – Nein. Nach zwei Wochen und zwei negativen Corona-Tests der Mutter sind diese Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr notwendig.

Ist die Schwangere bereits mehr als fünf Tagen vor der Geburt infiziert gewesen, kann das Kind sogar schon Antikörper über die Nabelschnur erhalten haben. 

Darf ich als Mutter stillen – auch wenn ich infiziert bin? 

Eine Übertragung de Coronavirus durch das Stillen gilt aktuell als unwahrscheinlich. Noch dazu überwiegen die Vorteile des Stillens eventuelle Risiken. Deshalb können Neugeborene weiterhin gestillt werden. 
Bisher sind weltweit nur wenige Einzelfälle bekannte, in denen Bestandteile des Erregers in Muttermilch gefunden wurden. In diesen Fällen hatten die Erreger nicht das Potenzial zur Vermehrung und Infektion einer anderen Person. 
In Muttermilch wurde hingegen eine hohe Zahl an Antikörpern bei oder nach einer Coronavirus-Infektion der Mutter gefunden. Daher stellt ein Weiterstillen höchstwahrscheinlich sogar einen aktiven Infektionsschutz für das gestillte Neugeborene dar.