Am Leben im Pflegeheim teilhaben - die MYO App machts möglich

04. Juli 2019

Felix Kuna und Jasper Böckel gründeten 2018 ihre Firma „Myosotis“. Der Name leitet sich von der Pflanze „Vergissmeinnicht“ ab – und genau darum geht es bei der App „Myo“.

Pflegekräfte können Angehörige via App-to-App, App-to-Mail oder App-to-SMS über Ausflüge, Veranstaltungen und andere Ereignisse mit Fotos, Textnachrichten oder auch Videos am Leben ihres zu pflegenden Angehörigen teilhaben lassen. Eine Idee, die für alle Beteiligten - Pflegekraft, Bewohner und Angehöriger - die Kommunikation erleichtert und verbessert.

Die Idee entstand übrigens aufgrund eines Praktikums der beiden bei uns im AGAPLESION BETHANIEN SOPHIENHAUS.

Wie das in der Praxis funktioniert, erzählt Frau Sharath, Tochter einer Bewohnerin bei uns im BETHANIEN SOPHIENHAUS und „myo“-Nutzerin.

Ihre Mutter lebt seit November 2018 als Bewohnerin bei uns im AGAPLESION BETHANIEN SOPHIENHAUS. Wie oft sehen Sie sich? Wie sind Sie früher „auf dem Laufenden“ geblieben, wie es Ihrer Mutter geht?

Frau Scharath: In der Regel besuche ich meine Mutter ein bis zwei Mal in der Woche. Bevor sie ins Pflegeheim kam, haben wir zwischen unseren regelmäßigen
Treffen häufig telefoniert und SMS geschrieben. Einen Monat vor ihrem Schädel-Hirn-Trauma im Juni 2018 hat sich meine Mutter sogar mit ihrem ersten Smartphone beschäftigt und bereits über eine Messenger-App mit mir gechattet und Fotos verschickt. Das ging nach dem Trauma leider nicht mehr.

Über die App „myo“ können die Pflegekräfte Fotos, Videos, Text- oder Sprachnachrichten mit Ihnen teilen. Fanden Sie die Idee sofort gut oder gab es Bedenken bei Ihnen?

Frau Scharath: Ich fand die Idee gleich positiv. Bedenken hatte ich nur, wie meine Mutter es wohl finden würde, wenn sie fotografiert wird, denn sie ist eitel und konnte sich bis vor kurzem nicht mehr so herrichten, wie sie es gerne gewollt hätte. Aber die Pflegenden achten darauf, dass die Fotos würdevoll bleiben, das ist mir wichtig. Aufgrund der erworbenen Hirnschädigung meiner Mutter hat sie eine ausgeprägte Sprachstörung, was die Erklärung der App anfangs erschwert hat. Aber jetzt klappt es gut.

Wie oft bekommen Sie Nachrichten von Ihrer Mutter?

Frau Scharath: Das ist von Monat zu Monat sehr unterschiedlich. Zum Teil gibt es ein wöchentliches Foto oder sogar bis zu drei Fotos und dazu eine kleine Geschichte, was an dem Tag unternommen wurde und wo das Foto entstanden ist.

Wie sieht Ihr Alltag mit der „myo App“ aus?

Frau Scharath: Seit ihrem Einzug ins SOPHIENHAUS wird meine Mutter von „myo“ begleitet. Dadurch habe ich natürlich keinen Vergleich, wie es ohne die App wäre. Aber die Fotos in der App anzuschauen ist für mich wirklich hilfreich. Die Hirnschädigung meiner Mutter hat leider auch Gedächtnisstörungen hervorgerufen und sie kann dadurch Aktivitäten zum einen nicht benennen, und sich zum anderen gar nicht an sie erinnern. Durch die Fotos habe ich dann einen Anhaltspunkt und komme schneller auf das, was sie mir erzählen will.

Sie Sind jetzt viel näher am Alltag Ihrer Mutter dran. Was bedeutet das für Sie?

Frau Scharath: In der Phase, als die Gedächtnisstörung noch stärker ausgeprägt war, war die App besonders wertvoll: Meine Mutter sagte an manchenTagen, dass sie gar nichts unternommen hätte. Ich konnte ihr durch die App aber teilweise eine Orientierung geben und erzählen, was sie an bestimmten Tagen erlebt hatte und dies nur vergessen hatte. Ich freue ich mich immer sehr über jedes neue Foto meiner Mutter. Sie zu sehen, obwohl ich an dem Tag nicht bei ihr bin, beruhigt mich und gibt mir ein positives Gefühl. Es lässt mich etwas an ihrem Alltag teilhaben. Und das ist für mich persönlich sehr wertvoll.

Mutter und Tochter schauen sich die MYO App an

Mutter und Tochter schauen sich die MYO App an