04. März 2022
Herr Westphal, was organisiert die Projektgruppe im ersten Schritt?
Aktuell müssen wir schnellstmöglich humanitäre Soforthilfe für die Menschen in der Ukraine und die Geflüchteten organisieren, aber auch unseren Mitarbeiter:innen, Patient:innen, Bewohner:innen und deren Angehörige notwendige Unterstützung anzubieten: Denn bei uns arbeiten viele Menschen aus dieser und angrenzenden Regionen. Für sie möchten wir da sein. Wir betreuen Bewohner:innen mit traumatischen Erlebnissen aus dem Zweiten Weltkrieg. Das müssen wir erkennen und Beistand leisten. Der Krieg in der Ukraine wird uns also auf vielen Ebenen beschäftigen, doch wir werden diesen Herausforderungen als starke Gemeinschaft begegnen.
Wie sieht diese Unterstützung konkret aus?
Über unsere AGAPLESION Stiftung sammeln wir derzeit Spenden – zur Unterstützung der Menschen in der Ukraine und für die Geflüchteten. Die AGAPLESION gAG beteiligt sich selbst daran mit 50.000 Euro.
Unseren Mitarbeiter:innen, Patient:innen, Bewohner:innen und deren Angehörigen bieten unsere Seelsorger:innen in den einzelnen Häusern Beistand – Das Angebot gilt für all diejenigen, die in dieser Situation jemanden an Ihrer Seite benötigen. In vielen unserer Einrichtungen erfahren die sich uns anvertrauenden Menschen auch Unterstützung beispielsweise durch kollegiale Ersthelfer oder psychosoziale Beratung.
Wir unterstützen die zahlreichen Aktionen, die in unseren Einrichtungen bereits in kürzester Zeit auf die Beine gestellt wurden: Denn wir möchten, dass jede:r mithelfen kann. Dafür haben wir eine Orientierungshilfe zur Planung, Organisation und Durchführung eigenverantwortlicher Aktionen im Rahmen von Hilfsaktivitäten für die Ukraine erstellt. Hier fließen kontinuierlich Ergänzungen, Ideen, Erfahrungen von all unseren Mitarbeiter:innen aus all unseren Häusern ein, damit wir den notleidenden Menschen schnellstmöglich die bestmögliche Unterstützung zukommen lassen können.
Herr Westphal, welche Erfahrungen und Expertise haben Sie bereits auf diesem Gebiet?
Meine Expertise findet sich vor allem in der Organisation komplexer Sachverhalte mit einer klaren Zielsetzung und engem Zeit- und Budgetrahmen. Es geht heute darum schnell, viele Informationen zeitgleich zu verarbeiten und zu bewerten. Expertenwissen des interdisziplinären Teams gilt es zu nutzen, die Energie zu kanalisieren und zweckdienlich einzusetzen. Dabei auch unkonventionelle Lösungen zu durchdenken und sich nicht in starren Denkmustern zu verstricken, ist hierbei die Kunst. Dabei kommt mir sicher meine lange Zeit als Offizier bei der Bundeswehr zugute. Ich habe viele Krisenregionen dieser Welt gesehen und weiß aus eigener Erfahrung, dass nicht jede gut gemeinte Hilfe auch gut gemacht und damit sinnvoll ist. Vor allem kommt es auf Nachhaltigkeit und Durchhaltefähigkeit an. „Schnell und viel ist gut, dauerhaft und sicher ist besser“. Die Arbeit in einem multinationalen Umfeld mit NGO’s aber auch „GO’s“ unter schwierigen Bedingungen und ggf. unter Berücksichtigung fremder Kulturen macht diese Arbeit reizvoll aber auch fordernd auf vielen Ebenen.