Neurodegenerative Erkrankungen / Demenz

25. Februar 2015

Die Gruppe der neurodegenerativen Erkrankungen umfasst Erkrankungen, die einen Abbau der neuronalen Strukturen nach sich ziehen. Zu den am häufigsten anzutreffenden neurodegenerativen Erkrankungen gehören die Demenzen.

Definitionsgemäß wird die Demenz als eine erworbene Beeinträchtigung des Gedächtnisses mit Beeinträchtigung im Alltag bezeichnet. Abzugrenzen ist die leichte kognitive Störung, bei der zwar schon Gedächtnisdefizite nachweisbar sind, die aber den Alltag nicht beeinträchtigen. Aus diesem Grund ist es wichtig, frühzeitig Einbußen der Gedächtnisleistung zu erkennen. Hieraus können sich mögliche kausale, aber auch Krankheitsverlauf modifizierende Ansätze ergeben.

Die häufigste anzutreffende Demenz ist die Alzheimer Demenz, gefolgt von der vaskulären Demenz. Es existieren weitere Ursachen. Daher sollte bei jeder neu aufgetretenen Demenz eine ausführliche Ursachenabklärung erfolgen, um reversible Ursachen nicht zu übersehen. Hierzu zählen z. B. Vitaminmangelzustände. Zur Diagnosestellung sind folgende Punkte wichtig: eine Anamnese des Betroffenen, eine ausführliche neurologische Untersuchung, entsprechende Zusatzuntersuchungen (wie eine Schnittbildgebung vom Gehirn) sowie eine Fremdanamnese von nahestehenden Angehörigen. Zur Einordnung des Schweregrades stehen verschiedene Tests zur Verfügung.

Ursache

Die Ursachen der Alzheimer Demenz sind weitestgehend unbekannt. Leider kann bis heute nicht entscheidend in den Krankheitsverlauf eingegriffen werden. Man geht davon aus, dass es sich um einen langsamen fortschreitenden Krankheitsverlauf handelt, der sich erst nach einer gewissen Dekompensation in den entsprechenden Defiziten äußert. Daher wird heute insbesondere bei jungen asymptomatischen Patienten nach möglichen Auslösern gesucht, damit sich die Krankheit nicht manifestiert.

Die vaskuläre Demenz verursachen einzelne oder wiederkehrende Schlaganfälle. Nicht jeder Schlaganfall führt zu einer Demenz, so können aber bereits kleine Schlaganfälle an „strategisch“ wichtigen Stellen zu einer Demenz führen. Meist treten aber viele Schlaganfälle unterschiedlicher Größe auf, die zum Untergang einer kritischen Hirnmasse führen. In vielen Fällen kommt es zu einer Kombination aus Alzheimer-typischen Veränderungen und Schlaganfällen. Hier wird von einer gemischten Demenz gesprochen.

Zur genaueren diagnostischen Einordnung der Demenzform stehen neben ausführlichen neuro-psychologischen Testuntersuchungen auch Untersuchungen des Nervenwassers zur Verfügung. Sie können einen typischen Verlauf von speziellen Eiweißstoffen bei den unterschiedlichen Demenzformen aufzeigen.

Behandlung / Therapie

Einen kausalen Therapieansatz gibt es derzeit für kaum eine Demenzform. Bei einer Alzheimer Demenz stehen Medikamente zur Verfügung, die das Fortschreiten der Defizite aufhalten können. Diese Medikamente stehen in Form von Tabletten und als Pflaster zur Verfügung. Je nach Schweregrad existieren unterschiedliche Präparate. Doch in den meisten Fällen darf keine überragende Wirkung erwartet werden.

Bei der vaskulären Ursache einer Demenz sind diese Präparate nicht wirksam. Bei dieser Art ist es daher entscheidend, nach der Ursache der vaskulären Veränderungen zu suchen, um ein Fortschreiten der Erkrankung und Auftreten neuer Schlaganfälle zu verhindern.

Letztlich sollte nach einer möglichen behandelbaren Demenzform gesucht werden, um therapeutisch entscheidend eingreifen zu können.

 

Autor:
PD Dr. M. Liebetrau, Chefarzt der Abteilung für Neurologie, AGAPLESION EV. BATHILDISKRANKENHAUS